Liebe Mitglieder des Forums!
An es ist an der Zeit, dass ich mich hier im Forum melde.
Zum einen freut es mich, dass wir sehr viele positive Beiträge
bekommen. Aber ich muss, wie die anderen auch mit Kritik und Ablehnung leben.
Es darf keiner glauben, dass es für mich ein leichter Entschluss war, nicht mehr
für die CSU zur Verfügung zu stehen. Aber der Ärger und der Frust, dass wieder alles bei Alten bleibt, dass zwar Änderungen verbal versprochen werden, aber nicht in die Tat
umgesetzt werden, hat mich zu diesem Schritt bewogen.
Uns wird eine gut inszenierte Show vorgeworfen. Es ist einfach nur lächerlich,
Würden sie sich wegen einer Show die offene Wut von so vielen CSU-Leuten antun.
Der Gang zum Pult, war wie der Gang zum Schafott. Viele werden es auch bei OTV gemerkt
haben, wie schwer es uns gefallen ist.
Mir wird immer wieder meine Freundschaft zu Hans Schröpf vorgeworfen.
Aber es ist ein großer Unterschied, ob ich, wie viele seiner „guten“ Freunde,
den Rücken kehre um meine eigene Haut zu retten, oder ob, wie ich es getan
habe, sehr wohl mit ihm Diskussionen und Streitgespräche geführt, dies aber niemals
an die Öffentlichkeit gebracht habe. Ich glaube, das macht auch eine gute Freundschaft aus, dass man nicht immer einer Meinung oder Haltung sein muss.
Ich habe einen größeren Einblick zu diesem ganzen Desaster und sehe deshalb
auch einiges anders als sie. Es ist als Freund verdammt hart, wenn ständig irgendwelche
Horrormeldungen über den Ticker laufen und man zusehen muss, wie eine ganze Familie
fast daran zerbricht. Schuldig oder Unschuldig, tut es weh, weil man nicht helfen kann
aber gerne helfen möchte. Hans Schröpf hat Fehler gemacht, die er nicht machen hätte dürfen.
Vieles aus Unwissenheit, vieles, weil er falsche Berater hatte, aber auch vieles,
weil er von sich aus überzeugt war, dass es so richtig ist.
Das Ende kennen wir alle, er hat sich sein Lebenswerk zerstört. Den Hans Schröpf, den
Sie alle glauben zu kennen, gibt es schon lange nicht mehr.
Für mich oder für uns als Familie stellte sich nie die Frage der Fahnenflucht.
Das Gericht hat ihn verurteilt, weil er Fehler gemacht. Das Gericht stellte aber auch heraus,
dass er es niemals vorsätzlich gemacht hat.
Wenn ich wegen dieser Freundschaft dadurch für einige nicht mehr wählbar bin, muss ich das akzeptieren.
Ich habe meine Arbeit immer sehr gerne gemacht. Habe versucht zu helfen, wo ich konnte.
Wenn ich gefragt werde, als was sehen sie sich, ist meine Antwort „Als Stadtrat ist man die verlängerte Hand der Bürger ins Rathaus“ So sollte es sein.
Aber leider wurde in den letzten Jahren vieles entschieden, was unsere Bürger nicht verstehen können. Beispiele gibt es zur Genüge.
Das letzte Hirschauer Stückl, der müßige 11. Sitz. Er wurde nicht zurückgenommen.
Ich hab noch einen Tag vorher mit Lothar Höher telefoniert und ihn bekniet:“ Bitte Lothar
nimm den Sitz zurück, die Leute draußen verstehen uns nicht mehr.
Du kannst meinen Bauauschuß und Personalausschuß haben, die Silvia gibt auch Ihre
Ausschüsse zurück, red´ mit unseren Leuten, das kriegen wir schon hin..“
Seine Antwort war, „Ja, das ziehen wir durch“. Am Abend wurde dann in der Fraktion
dieser Kompromiss gebracht, das Geld als Spende zurückzuzahlen, was ein absoluter Quatsch ist, weil ein Teil des Geldes, die Sitzungsstunden nicht zurückgezahlt werden.
Lothar hat dem zugestimmt. An Tag drauf, rief er mich an, wie schlecht er sich fühlt, weil
er umgeknickt ist. Ich hab zu ihm gesagt, „Lothar, deine erste Verantwortung hast du unseren
Bürgern gegenüber, nicht unserer Partei“.
Solche Sachen sind öfters passiert. Irgendwann hat man schon am Montagmittag
Magenschmerzen, wegen der Fraktionssitzung am Abend.
Wie unser Fraktionssitzender reagieren kann, haben sie alle in OTV verfolgen können.
Ich habe keine Lust, mich von einem Walter Leupold so niedermachen zu lassen.
Ich stehe meine Frau in unserem Betrieb, der mich täglich viele Stunden fordert.
Aber meine Arbeit im Betrieb macht mir Spaß. Mich, dermaßen zur Minna machen zu lassen
habe ich nicht nötig. In der Zeit, in der ich für meinen Stadtrat unterwegs bin,
sei es zu Sitzungen oder irgendwelche anderen Veranstaltungen brauche ich für mich
Ersatz. Der ist natürlich nicht kostenlos. Das ist alles kein Problem, aber
die Art, wie wir von unserer Fraktionspitze behandelt werden, nach dem Motto
„Mir san mir, wer seid´s denn ihr“, nur wie wir nicht bequem sind, ist für mich einfach untragbar geworden.
Ich weiß, dass es noch vielen anderen Kollegen auch so geht, aber sie finden leider nicht den Mut aufzustehen.
Vielleicht können Sie mich jetzt ein bisschen besser verstehen, warum es für mich
keine andere Wahl gab, diesen Schritt zu gehen.
Sollten Sie noch irgendwelche Fragen haben, scheuen Sie sich nicht mit mir
in Kontakt zu treten, ich bin auch Ihre Stadträtin.
Mit freundlichen Grüßen
Angelika Heining