Ich glaube, es wird Zeit, wieder Sachlichkeit in die Diskussion zu bringen. Eine Städtepartnerschaft hat das Ziel, Kontakte zwischen den Bürgern beider Städte anzubahnen und zu fördern. Dazu gibt es viele Möglichkeiten (Schüleraustausch, Sportvereine, kulturtragende Vereine,...)Diese Aktivitäten werden bei offiziellen Städtepartnerschaften mit Fördergeldern unterstützt (EU, Bund, Land) Kontakte auf Verwaltungs- und Stadtratsebene spielen eine untergeordnete Rolle.
Eine Partnerstadt mit einer Stadt in Tschechien ist zudem ein äußeres Zeichen, dass in den Köpfen und in den Herzen der Bürger beider Städte die jahrzehntelange Trennung, ja Feindseligkeit überwunden wird.
Eine Patenstadt in Tschechien haben inzwischen eine ganze Reihe von Kommunen in der Oberpfalz, darunter die Städte Regensburg und Amberg, aber auch der Landkreis Neustadt. Wir in Weiden haben dank der CSU den richtigen Zeitpunkt verschlafen.
Schon 1990 regte die SPD eine Partnerschaft mit einer tschechischen Stadt an. Damals wurde beschlossen, die Verwaltung sollte eine geeignete Stadt finden. Aber es geschah nichts. Deshalb beantragte die SPD im Jahre 2004 noch einmal,die Verwaltung sollte eine für eine Partnerschaft geeignete Stadt suchen. Dieser Antrag wurde von den CSU-Stadträten mit 24 Stimmen abgelehnt. (Begründungen: zu spät, braucht man nicht, die Schulen haben schon Beziehungen, wir haben kein Geld) Der wahre Grund für die Ablehnung: Es war ein Vorschlag der SPD. Und dem kann man als CSU-Stadtrat nicht zustimmen. Lediglich Lothar Höher stimmte für den Vorschlag.
Nun kam Lothar Höher mit dem Vorschlag Marienbad. Was sollten die SPD-Stadträte tun? Sollten auch sie einen Vorschlag nur deshalb ablehnen, weil er von der CSU kam? Es war doch ursprünglich unsere Idee. Ich bin der Überzeugung, dass für mein Abstimmungsverhalten die Sache wichtiger ist, als Parteikalkül.
Die SPD hat in der Stadtratssitzung mit deutlichen Worten die CSU-Stadträte auf ihr Abstimmungsverhalten vor 3 Jahren hingewiesen und wir zeigten uns sehr verwundert, wie schnell eine ganze Fraktion plötzlich eine Meinung vertreten kann, die sie vorher rundweg abgelehnt hat. Außerdem wiesen wir darauf hin, dass in dieser Sache nahezu nichts geklärt ist (Stellung des Stadtrats von Marienbad, Finanzen, Möglichkeit von Zuschüssen, ....) Daraufhin wurde der Beschlussvorschlag geändert. (Die Verwaltung soll die Möglichkeiten ....)Von all dem stand im Zeitungsbericht kein Wort.
Als Abschluss noch eine Klarstellung: Ich bin als Stadtrat dem Wohl der Bürger verpflichtet, nicht dem Wohl der Partei. Wenn ich bei jeder Abstimmung erst nach der Meinung meiner Partei fragen müsste, wäre ich fehl am Platz. Wir brauchen keinen Vordenker. Zum Glück darf in der SPD jeder Stadtrat selbst denken, nein, er soll es sogar. Das wars fürs erste.
Das nächste Mal wird es kürzer.